Für die Produktion und das Inverkehrbringen von Medizinprodukten ist das Qualifizieren und Validieren der Produktionsprozesse ein wichtiger Bestandteil der Sicherheit des Endprodukts. Die Anforderung der Qualifizierung eines Equipments und der Validierung eines Prozesses, wird u.a. durch die ISO 13485 vorgegeben. Durch die MDR-Umsetzung rücken diese Anforderungen immer mehr in den Fokus der Benannten Stellen. Die ISO 13485 fordert Folgendes von Medizinproduktherstellern, Vertreibern und Lieferanten:
Die Organisation muss sämtliche Prozesse der Produktion und Dienstleistungserbringung validieren, deren Ergebnis nicht durch nachfolgende Überwachung oder Messung verifiziert werden kann oder verifiziert wird, wodurch sich Unzulänglichkeiten erst zeigen, nachdem das Produkt in Gebrauch genommen oder die Dienstleistung erbracht worden ist. (DIN EN ISO 13485, 2021, Kapitel 7.5.6).
Die Organisation muss Verfahren für die Validierung von Prozessen dokumentieren, einschließlich: [¦] Qualifizierung der Ausrüstung [¦] (DIN EN ISO 13485, 2021, Kapitel 7.5.6).
Wo liegt der Unterschied zwischen verifizieren und validieren?
Bei einer Verifizierung wird das Erfüllen einer Anforderung durch bereitgestellte objektive Nachweise gegeben. Dies kann beispielsweise anhand einer 100%-Prüfung durch einen Sensor in einer Produktionsanlage erfolgen. Die Validierung hingegen ist der objektive Nachweis, dass Anforderungen für den spezifischen Gebrauch oder für eine spezifische Anwendung erfüllt wurden. Im traditionellen Ansatz wird der Prozess vor dem Inverkehrbringen des Produktes risikobasiert validiert, womit eine weitere stichprobenartige Prüfung innerhalb der Produktion ausreicht.
Wie sind Prozesse zu validieren und qualifizieren?
Die Qualifizierung als auch die Validierung lassen sich in verschiedene Phasen einteilen. Die Qualifizierung setzt sich aus der Designqualifizierung / Design Qualification (DQ) und der Installationsqualifizierung / Installation Qualification (IQ) zusammen. Das Ziel der DQ ist es Anforderungen, z.B. in Form eines Lastenheftes, an den Prozess zu definieren, sowie die Planung und Beschaffung zu realisieren. Nach der Beschaffung des Equipments wird die Installation und Integration in die Produktion innerhalb der IQ geprüft.
Nach der Qualifizierung folgt die Validierung, diese wird i.d.R. in die Phasen Funktionsqualifizierung / Operational Qualification (OQ) und Leistungsqualifizierung / Performance Qualification (PQ) eingeteilt. Vor der OQ sind die Prozessparameter zu identifizieren und anhand ihrer Auswirkung und Risiken innerhalb einer Parameteranalyse zu bewerten, wodurch Betriebsgrenzen und nominale Einstellwerte für definiert werden können. Während der OQ sind die festgelegten Prozessparameter risikobasiert für ihren worst-case zu prüfen. Die Leistungsfähigkeit des Prozesses wird in der PQ geprüft. Hierfür wird der Prozess im Routinebetrieb, auf die Einhaltung der Anforderungen geprüft.
Die Ergebnisse der OQ und PQ sind geeignet statistisch auszuwerten.
Herstellungsprozesse stellen nur einen Bereich dar, für den Qualifizierung und Validierung angewandt werden kann. Falls zusätzlich Testmethoden oder Computersysteme heranzogen werden, kann es notwendig sein, dass auch diese qualifiziert und validiert werden.
Neben der Herstellung von Compliance zur MDR und der Reduktion möglicher Auditabweichungen bei der Zertifizierung durch Benannte Stellen stellt eine schlüssige Qualifizierung und Validierung eine wesentliche Säule zur Abwehr möglicher produktionsfehlerbedingter Schadensersatzansprüche dar. Darüber hinaus kann durch die Validierung die Robustheit sichergestellt und die Effizienz der Prozesse erhöht werden.
Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie Fragen zu dem Thema Qualifizierung und Validierung haben oder eine Einschätzung der Auditsicherheit Ihrer Validierungsdokumentation benötigen.
Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Quellen:
DIN EN ISO 13485
EU-GMP-Leitfaden, Anhang 15
Qualifizieren und Validieren: eine Anforderung der ISO 13485