Mit der zunehmenden Digitalisierung der Gesundheitsbranche hat der Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) ein Positionspapier veröffentlicht, das die entscheidenden Schritte zur Förderung der Datennutzung und Digitalisierung im deutschen Gesundheitssystem beschreibt. Die Bundesregierung hat bereits wichtige Gesetze verabschiedet, um die Digitalisierung voranzutreiben, doch diese müssen jetzt umfassend und flächendeckend umgesetzt werden. Daten stehen im Zentrum dieses Fortschritts, da sie die Grundlage für die Entwicklung und Bereitstellung moderner Gesundheitslösungen bilden – von der Krankheitsprävention über die Diagnostik bis hin zur Therapie.
Ziel: Sichere und zukunftsorientierte Datennutzung
Das BVMed-Positionspapier betont, dass die Nutzung von Gesundheitsdaten sicher und datenschutzkonform erfolgen muss, jedoch gleichzeitig das Potenzial für eine zukunftsgerichtete Gesundheitsversorgung ausschöpfen soll. Durch eine optimierte Datennutzung könnte eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Patientenversorgung gewährleistet werden. BVMed identifiziert sieben zentrale Bausteine, um diese Vision zu verwirklichen:
1. Fast-Track-Verfahren für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)
Ein schneller Zugang zu digitalen Gesundheitsanwendungen ist essenziell. Der Fast-Track-Prozess ermöglicht eine zügige Prüfung und Listung von DiGAs durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Nach erfolgreicher Prüfung der Datenschutz- und Funktionalitätsanforderungen wird die Anwendung im DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Der gesamte Prozess soll nur drei Monate in Anspruch nehmen und erstmals ein umfassendes Anforderungsprofil für digitale Anwendungen bieten, das auch positive Versorgungseffekte einschließt.
2. Beschleunigter Zugang für digitale Medizinprodukte aller Klassen
Für die schnelle Etablierung digitaler Gesundheitslösungen müssen die Zulassungs- und Bewertungsverfahren an digitale Produkte angepasst werden. Dies betrifft vor allem Erstattungsprozesse, die spezifisch und passgenau für die Eigenschaften digitaler Medizinprodukte gestaltet werden sollten. Nationale und europäische Standards sollten aufeinander abgestimmt sein, wobei internationale Standards Vorrang vor nationalen Lösungen haben sollten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
3. Förderung der Interoperabilität in der Gesundheitsbranche
Digitalisierung sollte nicht isoliert betrachtet werden. BVMed fordert ein gemeinsames Vorhaben zur Schaffung interoperabler Systeme, die verschiedene Gesundheitsanwendungen, wie DiGA, DiPA (digitale Pflegeanwendungen), elektronische Patientenakten (ePA) und die Telematikinfrastruktur, vereinen. Durch diese Vernetzung und Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams und Projekten wird eine umfassende und ganzheitliche Gesundheitsversorgung gefördert.
4. Langfristige Finanzierung für Betriebskosten und Sicherheitsmaßnahmen
Die Umsetzung und Aufrechterhaltung der neuen Technologien erfordert erhebliche Investitionen in Hardware und IT-Sicherheit. Dazu zählen das UDI-System (Unique Device Identification) und die Einhaltung der MDR-Vorgaben. Um die finanzielle Belastung der Gesundheitseinrichtungen zu mindern, fordert BVMed die Ausweitung von Investitionsprogrammen wie dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG), das die Digitalisierung der Krankenhäuser fördert. Diese Investitionen sind notwendig, um die Einrichtungen auf einen wettbewerbsfähigen und technisch modernen Stand zu bringen und die Datensicherheit zu gewährleisten.
5. Geregelter Zugang zu Gesundheitsdaten für Forschung und Innovation
BVMed fordert ein Antragsrecht auf die Nutzung von Daten aus dem Forschungsdatenzentrum, um die Forschung im Gesundheitssektor zu stärken. Ein einheitlicher und geregelter Zugang für alle Akteure schafft faire Wettbewerbsbedingungen und gewährleistet, dass Daten wertvoll bleiben. Datenschutz steht dabei im Vordergrund, und die Patienten sollen die Kontrolle über ihre Daten behalten und bestimmen, wie diese genutzt werden – sei es für die eigene Behandlung oder für Forschungszwecke.
6. Digitale Gesundheitskompetenz und Reifegrad
Für eine erfolgreiche Digitalisierung des Gesundheitswesens ist es wichtig, dass sowohl Patienten als auch medizinisches Fachpersonal die digitalen Gesundheitsangebote effektiv nutzen können. Der BVMed hebt hervor, dass die digitale Gesundheitskompetenz in Deutschland noch stark variiert und ein flächendeckender Zugang zu digitalem Wissen und Infrastruktur erforderlich ist. Gesundheitsinformationen und -dienste sollten für jeden einfach zugänglich und nutzbar sein, um den Reifegrad des Systems zu erhöhen und Telemedizinlösungen weiter auszubauen.
7. Meilensteine zur zielgerichteten digitalen Versorgung
Ein wichtiger Schritt zur Etablierung einer digitalen Gesundheitsversorgung ist die Einführung klarer Meilensteine, die Hardware, Software und Datenintegration vereinen. Solche Meilensteine bieten Orientierung und helfen, die Qualität von Gesundheitsprodukten und -lösungen zu verbessern. Klare Vorgaben schaffen zudem Verbindlichkeit und fördern die Motivation aller Beteiligten, da sie eine Grundlage für die Planung interner Abläufe und Ressourcen bieten.
Fazit: Deutschland auf dem Weg zur digitalen Gesundheitsversorgung
BVMed sieht in der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung eine zukunftsweisende Entwicklung, die Deutschland an die Spitze der digitalen Gesundheitslandschaft bringen kann. Dafür sind allerdings konkrete e-Health-Ziele und klare Meilensteine notwendig, die das Gesundheitssystem in Richtung eines modernen, digitalen Ökosystems führen. Nur durch koordinierte Anstrengungen und ein Zusammenspiel aller Akteure wird es gelingen, die Gesundheitsversorgung in Deutschland auf ein qualitativ und technologisch hohes Niveau zu heben.
Haben Sie Fragen oder Interesse an einer Beratung zur Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung? Unser erfahrenes Team von CRConsultants unterstützt Sie gerne dabei, Ihre digitalen Gesundheitslösungen zu planen und umzusetzen.
Verfasser dieses Blogartikels ist Marie Wilwand (Team Medizintechnik)
Quellen:
- BVMed Positionspapier zur Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung
- Digitalisierung im Gesundheitswesen - BVMed
Die Zukunft der digitalen Gesundheitsversorgung: BVMed-Positionspapier zur gemeinsamen Datennutzung